Reisegeschichten - vorgestern wie übermorgen

von Annerose Lohberg-Goelz

Andalusien    I II III

Andalusien

Die schnellen weißen graziösen Pferde

Noch etwas Weltberühmtes kommt aus Jerez: die schnellen weißen graziösen Pferde. Im 15. Jahrhundert bereits züchtete der Karthäuser Mönchsorden diese Rasse, die ebenso hübsch wie zäh und ausdauernd ist. Heute kann man sie bei Vorführungen in der Königlich-Andalusischen Hofreitschule von Jerez bewundern.

Königlich andulische hofreitschule

Die ist im Palast "Recreo de las Cadenas" untergebracht, der in einem Park die ganze Pracht von Renaissance und Barock vereint. Jeden Donnerstag um 12 Uhr findet eine große Gala-Vorführung statt, von März bis Oktober auch dienstags. Der Andrang auf die 1600 Plätze ist groß, eine Anmeldung unbedingt nötig. In den Pausen darf man auch die großzügigen Stallungen besuchen.

Wer nach Andalusien reist, sollte sich zuerst überlegen, was er dort will. Die Ferienflieger der großen Reiseveranstalter fliegen von fast jedem deutschen Flughafen in knapp drei Stunden nach Jerez oder Malaga. Vorher sollte klar sein, ob man sich mehr für das Landesinnere oder für den Trubel am Strand, vielleicht auch für Sport, interessiert. Oder ob man eine reine Kultur- und Städtereise machen will. Die Reiseveranstalter haben viele Vorschläge im Programm und auch zahlreiche Hotels, die meisten am Strand.

Es gibt sehr gute Reiseführer über Andalusien, die alle Facetten dieses vielschichtigen Landstrichs beleuchten. An der Costa de la Luz, der Küste des Lichts, kann man fantastisch surfen und abends bei einem Fischmenü romantisch den Sonnenuntergang am Wasser betrachten. An der Costa del Sol, der Sonnenküste, ist es lebhafter und bunter, das Publikum jünger. Hotels aller Kategorien gibt es an der ganzen Küste ungezählte. Die sind sehr hübsch und bieten alle nur denkbaren Sportmöglichkeiten.

Schon wenige Kilometer im Landesinneren aber zeigt Andalusien sein eigentliches Gesicht. Da ragen die kleinen weißen maurischen Dörfer wie fast kitschige Postkartenbilder auf, da ziehen die Esel- und Ochsenkarren über die Landstraßen. Weit draußen glänzt das Meer, auf dem die großen Schiffe kreuzen. Die Gegensätze zwischen blühenden Gärten, fruchtbaren Olivenhainen und kargen, weißgrauen Böden sind oft abrupt. Hinter einer Biegung sitzt ein einsamer Reiter wie erstarrt auf seinem Pferd, einen Stab wie eine Lanze vor sich haltend. Er ist der Wächter einer riesigen Pferde- oder Rinderherde, die einem reichen Gutsbesitzer gehört. Und dann sind da plötzlich kilometerlange weiße, niedrige Büsche entlang der Straße - Baumwollfelder wie im Süden der USA.

Ach, der Sommer ist noch lang, die Ernte hat noch Zeit, wie man sich überhaupt für alles hier Zeit nimmt. Der stürmische Herbst kommt früh genug.

Und die Touristen kommen sowieso im nächsten Jahr wieder - warum soll man sich beeilen! Trinken wir lieber noch einen gelben Fino und schauen wir auf die Schaumkronen im Meer, die heute höher sind als gestern. Denn der kühlende Wind kommt vom Atlantik. Und dann schlafen wir gut.

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