Es ist unvorstellbar groß, dieses Wüstenland im Südwesten Afrikas - man weiß das zwar, wenn man auf eine Landkarte schaut. Aber dass es so riesig ist, ahnt man nicht.
Namibia hat eine Ausdehnung, in die Deutschland zweimal hineinpasst. Auf dieser Fläche wohnen kaum mehr als anderthalb Millionen Menschen. Bei uns drängen sich 83 Millionen auf halb soviel Platz. Das muss man sich erst einmal klarmachen und damit alle Vorstellungen, die man von einem afrikanischen Land hat, aus seinem Kopf verbannen.
Namibia ist anders. Anders als Tunesien oder Marokko, wo lautes, buntes Leben pulsiert. Namibia ist ein Land der Stille und der Einsamkeit, ein Land der Tiere und der Pflanzen. Und das meiste davon ist Wüste, die Geheimnisse birgt. Hätten Sie gedacht, dass Sand so viele Farben haben kann wie ein Regenbogen? Hätten Sie sich träumen lassen, dass ein Sonnenuntergang fast grün sein kann? Oder dass Sie nachts vor Kälte zittern, obwohl es tagsüber 40 Grad im Schatten hatte?
"Namib" bedeutet ganz einfach "Wüste". Die Namibia-Wüste ist die älteste der Welt. Es berührt einen seltsam, wenn man erfährt, dass gerade Namibia als erstes in der Welt den Naturschutz in seiner Verfassung verankert hat - eine der Taten, nachdem es 1990 unabhängig geworden war.
Vorher gehörte es zu anderen Ländern. Es war ein Portugiese, der 1486 als erster Europäer seinen Fuß an Namibias Küste setzte. Damals lebten die verschiedensten afrikanischen Stämme in dieser Ecke Afrikas - die Bantus (die vor der Tsetsefliege aus Zentralafrika geflohen waren), die Nama (die uns als Hottentotten geläufig sind) und die Hereros (die erklärte Feinde der Hottentotten waren). Dann kamen die holländischen Walfischfänger, später die Engländer mit ihrer Handelsflotte. Sie anektierten 1878 die Walfischbucht (Walvis Bay). Damit begann die Kolonialisierung des Landes. Bald darauf kamen die Deutschen ins Land. Der Bremer Tabak-Kaufmann Adolf Lüderitz kaufte 1883 einem Stammeshäuptling ein riesiges Stück Land ab. (Es heißt, dass dieser bei dem Handel nicht nüchtern war, sonst hätte ihm das sein Stolz verboten.) Lüderitz baute alsbald eine Stadt am Atlantik, ließ seine Tätigkeit von Kanzler Bismarck absegnen - und damit war 1884 Deutsch-Südwestafrika geboren.
Man wusste bereits um die wertvollen Bodenschätze, die in Südwestafrika zu heben waren. Lüderitz wollte Handel treiben, teilhaben an der Macht der Kolonialherren, arbeitslose Deutsche in dieses Land bringen - kurz: er wollte eine deutsche Kolonie schaffen. Das ist ihm gelungen.
1908 begann der ungeheure Diamantenboom, nachdem in dreijährigem blutigen Krieg die Nama und die Herero besiegt waren. Die Schwarzen wurden zur Arbeit an der Eisenbahnstrecke zwischen Lüderitz und Ketmannhoop verpflichtet. Aber sie bekamen immerhin Brot und Lohn. Bald kamen Freiwillige aus dem Landesinneren und dem Norden bis zur Küste gelaufen: Sie wollten mitarbeiten. Man baute ihnen Wohnsiedlungen und Schulen für die Kinder - deutsche Zucht und Ordnung kehrten ein.
Im Lauf der Jahre lernte man sich gegenseitig schätzen, Schwarz und Weiß kamen immer besser miteinander aus. Man respektierte sich. Und niemand hungerte.
So ähnlich ist es bis heute geblieben, obwohl die deutschen Kolonialherrschaft bereits 1915, im Ersten Weltkrieg, endete. Namibia wurde Mandatsgebiet des Völkerbundes; eine britisch-südafrikanische Gesellschaft übernahm die ertragreichen Diamantenminen. Dennoch blieben viele Deutsche (und auch Holländer) in Namibia und gründeten im ganzen Land eigenständige Farmen.
Fortsetzung: Im ganzen Land gibt es Lodges >>
Mehr über Namibia bei REISERAT