Bei einem Gang durch das vielleicht besterhaltene Kloster des Hochmittelalters in ganz Süddeutschland spürt man noch heute, dass hier zu keiner Zeit Pomp und Verschwendung herrschen.
Klare Linien, strenge Gotik, kaum Verspieltes, nirgendwo unnötiger Zierrat, schön gemeißelte, in den Himmel strebende Bögen, kühle Gänge, zierliche sparsame Deckenbemalungen - sie vermitteln ein anschauliches Bild aus der Zeit, als hier alles auf das Geistige ausgerichtet war. Die Klausurgebäude sind um den wunderschönen kleinen Kreuzgang gruppiert, von dem aus man die mächtige Kirche an der Nordseite emporragen sehen kann wie eine große steinerne beschützende Hand.
Im ehemaligen Gästehaus des Klosters liegen die vergleichsweise bescheidenen Räume des letzten königlichen Paares. Auch für Gäste gab es nur wenig Luxuriöses, aber immerhin gestattete sich Königin Charlotte ein großes helles Badezimmer in Marmor und ein breites bequemes Bett mit Baldachin. Der König hingegen schlief eher spartanisch.
Die meisten wertvollen Möbelstücke stehen heute in Stuttgart im Museum, doch es gibt einige kostbare Gerätschaften und Kabinettschränkchen, wertvolle Bilder und Bücher zu besichtigen. Die meisten Kachelöfen in den Speise- und Aufenthaltsräumen sind Kopien, aber durchaus sehenswert. In ein paar Räumen hängen noch die schweren roten, jetzt zerschlissenen Gardinen, angefertigt und drapiert vom letzten Königlichen Hoflieferanten Christian Gölz - (dem Großvater der Autorin dieses Beitrags).
Die Liebe des letzten Württembergischen Königs galt der Jagd, doch hatten seine Jagdeinladungen nichts mehr gemein mit den früher üblichen Prunk- oder "Festinjagen", bei denen unglaublicher Aufwand betrieben wurde. König Wilhelm II. war eher Heger des Waldes als Jäger, aber zuweilen musste er die fürstliche Verwandtschaft einladen und Wild im Schönbuch zum Abschuss freigeben, weil Hirsche und Wildsauen zu zahlreich wurden. Er war dann wie jeder Bürger in schlichtes Loden gekleidet und vesperte gern im damals noch einfachen Gasthaus "Hirsch".
Gattin Charlotte dagegen, so erzählt die heutige Hirschwirtin in der dritten Generation, saß derweilen lieber oben auf der Dachterrasse und spuckte Kirschkerne auf die Straße. Das weiß Wirtin Brigitte Fischer von ihrer Großmutter. Zur Erinnerung an das letzte württembergische Königspaar hat sie denn auch in ihrem hübsch gestalteten Landgasthof ein "Königsstüble" eingerichtet, in dem man nicht nur vorzüglich speisen, sondern auch in Gedanken Reminiszenzen an die gute alte Zeit nachhängen kann.