Reisegeschichten - vorgestern wie übermorgen

von Annerose Lohberg-Goelz

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Petra, die gemeißelte Stadt

Wir wollen zurückreisen in die frühe Geschichte des Landes. Also reisen wir nach Petra. Eine historische, geheimnisvolle Stadt. Anziehungspunkt für Forscher, Archäologen und Gäste aus aller Welt. Auch heute ist es nicht nicht einfach, hinzukommen. Früher war es fast unmöglich. Deshalb lag Petra viele Jahrhunderte vergessen und verschollen: Petra, die "Tote Stadt", die "Verlorene Stadt", die "Rosarote".

Petra Jordan BW 34

Was weiß man von ihr? Dass sie einst die Hauptstadt der Nabatäer war. Dieser Stamm kam im 6. Jahrhundert v. Chr. aus Arabien und kontrollierte von hier aus die Handelskarawanen, die Gewürze und Seide durch die Wüste brachten. In der mächtigen Felsenstadt machten die Nabatäer ihre eigenen Gesetze, prägten eigene Münzen und verfertigten feinste Keramiken. Die Legende, dass ein Schatz dort aufbewahrt werde, hat jahrhundertelang Neugierige und Abenteurer angezogen.

1812 zog ein junger Schweizer Forscher durch die Wüste. Weil er zu Fuß nicht weiterkam, nahm er sich ein Pferd und ritt in die schmalen "Siqs", die Felsspalten, hinein. Plötzlich fand er sich am Fusse der Totenkammern von Petra. Rosafarben und säulengeschmückt sind sie, über 20 Meter hoch, in den Fels gehauen. Da ragten sie vor ihm auf, seit Jahrhunderten unberüht, unbeschädigt von den Stürmen der Zeit. Der Schweizer erkannte als erster, dass der sagenhafte Schatz von Petra nichts anderes ist als die Schönheit der schwer zugänglichen alten Stadt.

Heutzutage fährt man in nicht einmal zwei Stunden von Aquaba zum Informationszentrum von Petra. Dort kann man allerlei Wegekarten und Broschüren kaufen. Dann allerdings muss man sich entscheiden, ob man den Rest des beschwerlichen Weges zu Fuss oder auf Pferderücken zurücklegen will. Beduinen winken und gestikulieren, bieten ihre hübschen kleinen Pferde mit bunten Satteldecken an. Nur schwer lassen sie sich überzeugen, dass ich nicht von ihnen am Bändel geführt werden will, sondern selbst reiten möchte. Und dass ich das auch kann - ich, ein Weib! Beduinen sind skeptisch. Ihr Pferd ist ihr Vermögen; hoffentlich reitet Allah mit!

Es ist nicht so einfach, unter den vielen Tieren das zu finden, von dem man glaubt, dass es einen sicher zurückbringen wird. Jeder der Beduinen hält seines für das beste von allen. Ein Schimmel mit gutem Hufbeschlag legt mir sein Maul vertrauensvoll in die Hand, meinen Zucker lehnt er ab. Ich ziehe ihm die Hanfschnur durchs Gebiss; der Beduine ist fassungslos.

Auf diese Weise zu Zügeln gekommen, reiten wir los. Geröll kollert links und rechts unter den Hufen. Der Weg ist kaum dreissig Zentimeter breit. Der Schimmel hat einen schnellen Schritt. Sein Herr rennt im Laufschritt zehn Meter hinter uns. Immer wieder ruft er "Good horse, good horse!"

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