Es ist anzunehmen, dass man in einem Kloster zum erstenmal auf den Gedanken kam, Lebkuchen auf Oblaten zu backen. Es war wohl eine Nonne, die zuerst den Lebkuchenteig mit weniger Mehl, dafür aber mit mehr gemahlenen Nüssen zubereitete und die fließendere Masse auf Oblaten setzte, um sie zusammenzuhalten. Die Lebküchner der Stadt verfeinerten das Rezept mehr und mehr, gaben neue fremdländische Gewürze hinzu und kamen allmählich der Kunst der Zuckerbäcker immer näher, wodurch sie deren Zorn erregten. Es dauerte bis zum Jahr 1808, als Bayerns König Maximilian salomonisch entschied, dass beide Zünfte, die Lebküchner wie auch die Zuckerbäcker, das Recht hätten, Lebkuchen auf Oblaten zu backen.
Die Oblatenlebkuchen sind heute die feinsten und erlesensten Lebkuchen. Elisenlebkuchen heißen sie erst seit etwa hundert Jahren. Wie es zu dieser Bezeichnung kam, ist so wenig auszumachen wie die Herkunft des Namens Lebkuchen. Da ist die Heilige Elisabeth, die Schutzpatronin der Bäcker und Lebküchner, die vielleicht dafür herhalten musste. Da gibt es aber auch die Geschichte von der schönen Lebküchnerstochter Elisa, die 1864 mit 17 Jahren starb und deren Vater ihr ein Denkmal setzen wollte, indem er seine zartesten Lebkuchen nach ihr benannte.
Viele Jahrhunderte Lebkuchentradition lassen sich in Nürnberg zurückverfolgen. Jedes Kind weiß dort, dass ein Lebkuchen aus Nüssen, Mandeln, Honig, Ei und manchmal auch aus Marzipan besteht und dass kandierte Früchte darin sein können. Die Hauptsache ist die Gewürzmischung, die jede Hausfrau und jeder Lebkuchenbäcker tunlichst für sich behält.
Ein Lebküchner aus einer der ältesten und bekanntesten Nürnberger Bäckereien verriet uns aufs Gramm eine seiner vier Gewürzmischungen. Er nimmt:
Zimt | 10 g |
Nelken | 8 g |
Piment | 3 g |
Muskatnuß | 8 g |
Koriander | 6 g |
Kardamomen | 3 g |
Anis | 3 g |
Ingwer | 5 g |
Sternanis | 3 g |
Diese Mischung versteht sich für Honigkuchenteig aus 550 Gramm Mehl. Seine Bäckerei verbraucht in der Vorweihnachtszeit entschieden mehr - sie bäckt nämlich anderthalb Millionen Nürnberger Lebkuchen täglich. Die werden nicht nur in alle Welt verschickt, sondern auch auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt, dem ältesten Weihnachtsmarkt der Welt, verkauft.