Wir haben ungeschmückten Elefanten bei ihrem täglichen Bade zugesehen. Der Mahout, meist ein kleiner Junge, dem das Riesentier aufs Wort folgt, treibt den Elefanten mit kräftigem Fersendruck hinter den Ohren, zwischen denen der kleine Mann sitzt, in den Fluss hinein. Auf sein Kommando legt sich der Koloss auf die Seite. Er genießt das Bad. Der kleine Mahout klappt das große, gesprenkelte Ohr nach vorne und bearbeitet es kräftig mit der Wurzelbürste. Dann kreischt er einen neuen Befehl und das Tier legt sich gehorsam auf die andere Seite. Es will am ganzen Körper mit gleicher Gründlichkeit geschrubbt werden und beansprucht auch geraume Zeit dafür.
Der Elefant ist das wichtigste Arbeitsgerät in Ceylon. Er fällt die Bäume und trägt die Stämme zum Fluss, er macht liegengebliebene Touristenautos wieder flott und ist eine der beliebtesten Fotografierobjekte.
Bunt wie alles in Sri Lanka, dem "strahlend schönen Land" (wie Sri Lanka wörtlich übersetzt heißt) ist auch der Markt von Kandy. Dicke glänzende Fische, betörend riechende Orchideen, allerhand Waren in Tüten aus den zusammengeklebten Seiten eines Schulheftes, heiteres Treiben und Feilschen im Duft der Gewürze...
Ganz anders zeigt sich die Landschaft am andern Tage, an dem wir uns früh aufmachen, um ins Teegebiet zu fahren. Jetzt ist alles grün. Die flimmernde Hitze bleibt zurück. In über 1600 Metern Höhe wird es ein wenig kühler; wir sind froh darüber. Stunde um Stunde durchfahren wir abenteuerliche Kurven, die Strasse wird immer schmaler. Endlich sehen wir die ersten Tamilen-Frauen mit den Goldplättchen im Nasenloch.
Teeblätter werden fast ausschließlich von Tamilen-Frauen gepflückt. Es ist ein besonderer Bevölkerungsstamm mit einer eigenen Sprache, der aus Südindien eingewandert ist. Die Frauen sind fleissige Arbeitskräfte; sie müssen 30 Pfund am Tage pflücken. Dafür bekommen sie sieben Rupien pro Tag - das ist etwa eine Mark -, freie Kost und Unterkunft sowie ärztliche Versorgung.
Die Teeplantagen - es sind über 900 - haben meist weit über tausend Pflückerinnen, die das ganze Jahr über ernten können. Gesammelt werden nur die besten Blätter des Teestrauches, der etwa 50 Zentimeter hoch ist. Die Frauen schieben einen Stock über den Strauch; alles, was übersteht, wird in den Korb auf ihrem Rücken geworfen. Die Hänge sehen aus, als wäre ein riesiger Rasenmäher einen halben Meter über dem Boden hinweggerollt. Alles wirkt sehr sauber und akurat; kein Hälmchen Unkraut ist zu sehen.
Mit spitzen Schreien werden die Frauen von ihrem Wächter zu schnellerer Arbeit angetrieben. Am Nachmittag klettern sie kichernd und schwatzend die Hänge herunter, bringen die vollen Körbe zum Haus des Verwalters. In langen Reihen kauern sie am Boden und warten, bis ihre Tagesernte gewogen ist.
Fortsetzung: Um fünf Uhr nimmt man den Tee >>