Immer wieder sieht man in diesem Land kleine Tempel auf Stelzen vor den Häusern stehen, verziert und mit Blumen geschmückt - manche winzig wie Vogelhäuschen. Das sind die "Geisterhäuser", die man immer dann errichten muss, wenn man ein Stück Land erworben und ein Haus darauf gebaut hat. Genau dort könnten vorher Geister gewohnt haben, die man nicht vertreiben darf. Man gibt ihnen eine neue Bleibe, denn man könnte sie ja noch brauchen. Ohne Geister und ohne Opfer für diese wird hier gar nichts unternommen, kein Geschäft wird ohne die Zustimmung von höheren Mächten abgeschlossen, keine Hochzeit findet ohne den geweissagten Termin statt. Wahrsager sind anerkannte und hochverehrte Leute.
Auch junge moderne Europäer, die hier leben, nehmen sie ständig in Anspruch, meistens in Herzensangelegenheiten. Handleser sitzen an vielen Straßenecken - sie kosten wenig und haben zuweilen höchst erstaunliche Fähigkeiten.
Es gibt auch sonst noch viele Dinge, die man als Europäer kaum verstehen kann. Beispielsweise, wenn auf dem Markt lebende Hunde zum Essen angeboten werden oder zappelnde Frösche, deren Schenkel als Delikatesse gelten und die ihnen an Ort und Stelle zum sofortigen Verzehr ausgerissen werden. So ist das hier - man würde uns nicht verstehen, wenn wir uns angeekelt abwendeten. Wir freuen uns lieber an den wunderbar frischen Früchten, an den Säcken mit leuchtenden fremden Gewürzen. Tamarinde und Zitronengras, Kaffirblätter, Kokosmilch und Fischwasser werden in der Küche verwendet.
Für viele ist die Thai-Küche die beste und bekömmlichste der Welt. Man ist keineswegs auf die "internationale Hotelküche" angewiesen. Viel mehr Spaß macht es, original thailändisch zu essen - beispielsweise auf dem Nachtmarkt in Chiang Mai. Er liegt zwischen dem Osttor und dem Ping-Fluss. Bei Einbruch der Dunkelheit tut er sich wie durch Zauberhand auf. Da steht plötzlich eine unendlich lange Theke mit vielen kleinen Kochstellen, auf denen die ganze Nacht gebrutzelt wird - sehr sauber und hygienisch.
Bei Tageslicht sollte man hinausfahren in Richtung San Kamphaeng. Auf dem Weg zu diesem Dorf liegen viele kleine Handwerksbetriebe, in denen man sehen kann, wie beispielsweise Seidenschirme oder Fächer gemacht werden. Für die berühmten schönen glänzenden Lackarbeiten wie Schalen, Armreifen, Teetassen, Tabletts (die sich gut als Mitbringsel eignen) wird siebenmal die schwarze gummiartige Masse aufgetragen, bevor die Künstler von Hand das farbige oder goldene Muster aufbringen. In einer anderen Werkstatt sieht man, wie Seide gewoben und gefärbt wird; alle Schattierungen werden vor den Kunden ausgebreitet, Kleider über Nacht angefertigt, Anzüge am nächsten Abend ins Hotel gebracht. Man kann leicht in einen wahren Kaufrausch verfallen, so überwältigt ist man von der unaufdringlichen Freundlichkeit der Menschen und von den sehr moderaten Preisen. Handeln kann man in diesen Geschäften übrigens nicht.
Der Norden Thailands - ganz anders als Bangkok oder der Süden: ein zauberhaftes Land mit einer fremden, faszinierenden Kultur, die uns im Jet-Zeitalter nun nähergerückt ist. Es liegt an uns, ihr mit Respekt und Toleranz zu begegnen.
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