Reisegeschichten - vorgestern wie übermorgen

von Annerose Lohberg-Goelz

Thassos    I II III

Für Aliki soll man sich Zeit nehmen

Thassos

Vielleicht aber hat der Fremde auch für einen Tag eines der kleinen japanischen Autos gemietet und ist rund um die Insel gefahren - es sind fast genau hundert Kilometer. An einem dunstigen Morgen sollte man losfahren, wenn kleine Wolken über den Pinienwipfeln stehen, die nach und nach von der Sonne vertrieben werden. Man kann immer wieder die Küstenstraße verlassen und einen Seitenweg in die Berge nehmen. Kleine verlassene Dörfer, deren Bewohner hinunter an die Küste gezogen sind, wird man hier finden. Die alten Schindeldächer sind eingefallen - vielleicht streichen ein paar Katzen durch die Straßen. Sonst rührt sich hier nichts mehr.

Aliki-Basiliken C

Panagia aber ist bewohnt, bunt und lebhaft, sogar ein paar kleine Hotels gibt es hier nebst einer besuchenswerten Kirche gegenüber einer Kneipe unter Bäumen. Mitte des letzten Jahrhunderts war Panagia sogar die Hauptstadt der Insel.

1894 wurde im Dorf Potamia, noch höher in den Bergen, Polygnotos Vagis geboren. Er wanderte nach Amerika aus und machte sich als Bildhauer einen Namen. In Potamia stehen heute alle seine Werke, für die eigens ein modernes Museum eingerichtet wurde. Vagis starb 1965.

Für die Ausgrabungsstätte in Aliki soll man sich Zeit nehmen - sie liegt an der südöstlichen Ecke von Thassos, nicht weit von der Küstenstraße. Die Statue des Kouros allerdings, die hier gefunden wurde, steht heute im Museum in Istanbul. Man sagt, dass die beiden Badebuchten von Aliki die wärmsten und schönsten auf der Insel seien, doch es gibt so viele andere, dass jeder, der im Meer um Thassos baden möchte, eine für sich finden kann - vielleicht sogar für sich allein.

Im Bergdorf Theogolos, das noch so ursprünglich geblieben ist, wie es immer war, gibt es in der Kirche des Heiligen Dimitrios den sicher schönsten Altar und die ältesten Holz-Ikonen auf der ganzen Insel.

Die Insel Thassos ist eine der schönsten der Ägäis. Die Hotels sind eher Familienpensionen, in denen die Hausfrau aus dem, was auf der Insel wächst und davor herumschwimmt, die gastronomischen Offenbarungen zubereitet, an denen die griechische Küche so reich ist. Elegantes night-life gibt es nicht, dafür aber Gespräche mit den Fischern am Strand, wenn sie am Morgen mit ihrem Fang heimkehren. Der Wein, der hier wächst, ist sanft und nicht so harzig wie der auf dem Festland - mit weißem, knusprigem Brot, dicken schwarzen Oliven und fettem Joghurt, in dem der Löffel steht, ein wunderbares Mahl zur Abendzeit.

Die Menschen hier sind zurückhaltend und liebenswürdig. Sie singen gern und viele aus der jüngeren Generation sprechen deutsch, denn sie sind bei uns aufgewachsen.

Und so kommt es, dass man sich auf Thassos schnell heimisch fühlt und leicht Freunde findet, zu denen man immer wieder zurückkehren möchte.

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Thassos    I II III




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