Ein Mädchen, dessen Namen Birte an einen Vogel erinnert, holt einen Schlüsselbund und schließt eines der reetgedeckten Ferienhäuschen auf. Auch hier ist alles winzig und blitzsauber, einfach und gemütlich. Zwei Schlafräume - die Betten mit karierten Decken -, ein großer Wohnraum in hellem Holz und ein offener Kamin mit einem Messingkessel an der Kette. In einer Nische ein Herd; auf den Kochplatten liegen bunte Häkeldeckchen. In Reih und Glied hängen große gelbe Henkeltassen unter dem Küchenschrank neben einer Suppenkelle und der Fleischgabel. Es fehlt nichts, was eine vierköpfige Familie für einen dreiwöchigen Urlaub braucht.
Über tausend dieser Häuschen, die man das ganze Jahr über mieten kann, liegen in weiten Abständen sowohl auf Fanø als auch auf Rømø. Wer für den Sommer Quartier sucht, muss sich spätestens im Januar darum kümmern.
In Havneby gehen wir in den "Faergegaarden". Wir haben Hunger von der Luft, dem Wandern und Schauen.
"Wir essen zu Mittag nicht viel", sagt Birte, "die Hauptmahlzeit des Tages ist abends. Aber eine Kleinigkeit werden wir schon kriegen".
An der Theke kippen wir einen dieser mörderischen Schnäpse, die einen beinahe vom Stuhl werfen, aber nach dem dritten ganz angenehm wärmen. Inzwischen ist auf dem massigen Eichentisch am offenen Feuer die "Kleinigkeit" aufgebaut worden. Ich zähle vier Steinguttöpfe mit verschiedenen Fischvorspeisen in immer anderen Majonnaysesoßen, - süße, scharfe und eine mit Kräutern. Dazu vier dunkle Brotsorten, vier Knäckebrotsorten, ein Butterberg. Auf einer silbernen Schale liegen frische rosafarbene Krabben auf zerstoßenem Eis, auf runden Holztellern hauchdünne Scheiben von luftgetrocknetem zartem Schinken. Mädchen in bunten Röcken bringen warme, flache Fische in brauner Haut - eine Spezialität der Insel. Ich mag sie nicht besonders.
"Du mußt sie nicht essen", sagt Birte, "lass noch ein wenig Platz für die Kuchen!"
Am Hafen von Havneby ist die Fähre von Sylt eingelaufen. Junge Leute, die drüben billig Alkohol trinken wollen, gehen an Bord. Sie fangen gleich an zu singen. Solche Ausflüge machen sie oft und ausgiebig, denn auf Sylt ist ungleich mehr los als auf den kleinen dänischen Inseln.
Ich aber denke, während die Fähre ablegt und Birte am Kai schon ganz winzig wird, dass ich gerne eine ganze lange Weile da sein könnte, wo gar nichts los ist - auf diesen kleinen dänischen Inseln.
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