Reisegeschichten - vorgestern wie übermorgen

von Annerose Lohberg-Goelz

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Eine Festung von riesigen Ausmaßen

Inzwischen sind wir im County Staffordshire. Die Landschaft ist fröhlicher und bunter geworden, ganz anders als die der Moorlands. Es ist verblüffend, wie im "Heart of England" innerhalb weniger Kilometer die Atmosphäre und damit auch die eigene Stimmung wechselt.

Warwick Castle south-east facade

Fast ehrfürchtig wird man im "Warwick Castle", das wir stellvertretend für viele andere englische Schlösser und Burgen besuchen. Es ist eine Festung von riesigen Ausmaßen. Wilhelm der Eroberer hat sich 1068 diese Stelle am Fluß Avon ausgesucht, weil sie ihm strategisch günstig erschien. Innerhalb der dicken Sandsteinmauern erlebt man tausend Jahre englischer Geschichte. Die Burg war jahrhundertelang wichtig für die politische, militärische und finanzielle Macht in diesem Lande.

Das ganze Jahr über wird hier Historisches geboten. Der Hofnarr tollt herum und macht Späße, St. Georg reitet auf seinem Schlachtross schwer gepanzert einher. Ab Ende Juli werden Schlachtbataillone in Rüstungen im Schlosshof aufgestellt, die mit Schwertern kämpfen; das wechselnde Schauspiel dauert bis Ende Oktober. Und im Dezember erstrahlt das Schloss in viktorianischem weihnachtlichem Glanz.

Der Höhepunkt einer Rundreise im "Herzen von England" ist die Shakespeare-Stadt Stratford-upon-Avon. Wenn auch wieder Diskussionen um Englands größten Dichter entflammt sind - viele bezweifeln, ob er seine Werke selbst geschrieben hat -, ist das mittelalterliche, ungemein gepflegte Städtchen ein Juwel. Verbürgt ist auch nicht, ob Shakespeare wirklich in dem Haus geboren wurde, das einem in der Henley Street vorgeführt wird - sicher ist aber, dass es damals, im Jahr 1564, wirklich so aussah. Alles ist so originalgetreu eingerichtet, wie damals die Familie eines Handschuhmachers lebte. Es waren keineswegs arme Leute. Wirklich wohlhabend wurde Shakespeare durch seine Heirat mit Anne Hathaway, deren Wohnhaus - ein bißchen außerhalb der Stadt - ein großer Anziehungspunkt für tausende von Touristen ist. Mit den großen Räumen und den mit Bienenwachs polierten Möbeln ist es ungemein beeindruckend. Und die Gärten in ihrer Blumenpracht sind überwältigend.

Alle Shakespeare-Einrichtungen - auch die Schule, die er besucht haben soll (und die heute noch als historisches Gymnasium geführt wird), wie auch das Museum - werden von einem Trust verwaltet. Er sorgt dafür, dass die Gelder, die man einnimmt, ausschließlich zur Erhaltung der Shakespeare-Stätten verwendet werden. Das Royal-Shakespeare-Theatre liegt am Fluß Avon in einem Park. Hier wird erstklassiges Schauspiel geboten. Und manchmal sogar auf ganz moderne und pikante Art.

Das Städtchen durchstreift man am besten zu Fuß, aber auch die Fahrt im Bus zu allen Erinnerungs-Stätten ist gut organisiert - schließlich lebt Stratford von seinen Touristen. Wenn am Abend die Busse fort sind und die Lichter in den kleinen Geschäften und Boutiquen angehen, wenn die vielen gemütlichen Pubs sich füllen und die Schwäne sich auf den Kanalinseln zur Ruhe niederlassen, dann ist es in der Shakespeare-Stadt am schönsten. Dann glaubt man auch, dass es gar nicht anders sein kann: Shakespeare war wohl doch der Größte.

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