Jeden, der hier ist, zieht es einmal in das kleine Bergnest Valldemosa, wo der Musiker Frédéric Chopin 1863 seine Schwindsucht auskurieren wollte - in einem wunderschön gelegenen grossen Kloster, das aber längst von den Mönchen verlassen war. Chopin komponierte hier viele seiner elegischen Klavierstücke, war aber ansonsten kein sehr beliebter Gast, denn er lebte "in Sünde" mit George Sand, der nicht weniger bekannten Schriftstellerin aus Frankreich.
Obwohl sie in zwei nebeneinanderliegenden ehemaligen Mönchszellen wohnten, war dies einfach nicht schicklich - auch nicht, dass die weit ältere Geliebte von Chopin Zigarren rauchte. Die feine Gesellschaft der Insel akzeptierte das Paar nicht. Und nachdem George Sand ihr Buch "Winter auf Mallorca" beendet hatte, reisten beide wieder ab.
Heute sind die Zellen des Liebespaares eine der Touristenattraktionen, obwohl man nur zwei Klaviere und ein paar handgeschriebene Briefe nebst einigen Notenbögen sehen kann. Weit interessanter sind die original erhaltene Klosterapotheke aus dem 17. Jahrhundert und die Räume des ehemaligen Priors.
Einen Tag sollte man sich Zeit nehmen für eine kleine Reise mit der Eisenbahn. Mehrmals täglich fährt der uralte "Rote Blitz" am Bahnhof der Hauptstadt Palma ab und befördert seine Gäste quer über die Insel nach Soller. Unterwegs gibt es immer wieder traumhafte Ausblicke, nebst einem Fotostop auf halber Fahrt.
Nach einem knappen Stündchen ist man in der hübschen Altstadt von Soller mit ihren vornehmen Bürgerhäusern in den vielen schmalen Gassen, wo sich Einheimische und Touristen zum Einkaufen treffen. Vor der Pfarrkirche St. Bartolomé gibt es zahlreiche Cafés und Bistros. Wenn man davor sitzt, muss man die Zehen einziehen, so nahe fährt die alte Trambahn daran vorbei, die einen zum Hafen bringt. Der ist vier Kilometer von der Stadt entfernt und liegt hufeisenförmig, von Leuchttürmen und Kanonen flankiert, in einer kleinen Bucht.
Soller dient vielen Wanderern auf der Insel als Ausgangspunkt sowohl in den Norden als auch ins Landesinnere. Es gibt in jeder guten Buchhandlung ausgezeichnete Landkarten mit Routenbeschreibungen. Immer mehr Touristen entdecken auf diesen Wanderwegen die stillen Winkel der Insel, wo die wirklichen Schönheiten liegen, und bedauern diejenigen, die sich ausschliesslich am Meer zwischen tausenden sonnenölglänzenden lauten Menschen grillen lassen.
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