Zwischen den grünen, spitzen Teeblättern an einem Strauch im fernen Asien und den schwarzen Krümeln, die in Gläsern oder Schachteln in den Regalen unserer Feinkosthäuser stehen, besteht chemisch scheinbar kein Unterschied. Doch liegt zwischen beiden eine umständliche Prozedur, ein langer Weg und ein komplizierter Gärungsprozess.
Im alten China waren es nicht weniger als 12 Arbeitsvorgänge, in denen die zarten Blättchen mit den Händen zusammengedrückt, später mit speziellen Bambusstöckchen geschlagen, über Holzkohle vorsichtig geröstet wurden - und so weiter. Es dauerte lange und war mühsam. Heute sind es im wesentlichen fünf Phasen, in denen die frisch gepflückten Teeblätter bearbeitet werden: Walken, Rollen, Fermentieren, Trocknen, Sieben. Dann wird der fertige Tee an Ort und Stelle verpackt, noch auf der Plantage.
Um ein Pfund schwarzen Tee zu bekommen, müssen die Pflückerinnen vier Pfund grüne Blätter pflücken. Sie schaffen am Tage durchschnittlich 30 Pfund und bekommen dafür einen Tageslohn von einem halben Euro - neben freier Kost und Wohnung für die anstrengende Arbeit an steilen Hängen in glühender Sonne.
Der Tee aus den indischen Anbaugebieten wird zum größten Teil nach Kalkutta gebracht und dort auf den Tee-Auktionen an die großen Händler aus London, Hamburg oder New York versteigert. Jede Woche erscheint ein dicker Katalog, aus dem die Verkaufsmakler ersehen können, wann sie wo welche Partie Tee zum besten Preis ersteigern können. Der so erworbene Tee wird in großen Kisten, die mit Metallfolie ausgeschlagen sind, nach wie vor auf dem Wasserwege in seine Bestimmungshäfen befördert.
Teekoster ist ein diffiziler, hochbezahlter Beruf. Die jüngsten Blätter des Teestrauchs gelten als die besten, weil sie noch keine Gerbsäure enthalten. Broken-Tee besteht aus größeren Blättern, die gebrochen worden sind, Flowery Orange Pekoe (abgekürzt FOP) ist der feinste, die Fannings und Dusts sind die am wenigsten wertvollen Tees. Zwei bei uns sehr geläufige Begriffe sind "First Flush", die erste Frühjahrsernte von sehr zartem Duft, und "Second Flush", die zweite Ernte im Juni und Juli, die meist kräftiger ist.
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