Reisegeschichten - vorgestern wie übermorgen

von Annerose Lohberg-Goelz

Balearen    I II III


"Norias" sind Wasserschöpfräder

Mallorca

Wenn auch das Netz der Linienbusse gut ist und die Taxis wenig kosten, sollte man sich - zumindest für ein paar Tage - ein Auto mieten. Eine Karte liegt im Wagen; und auf diese Weise kann man darangehen, die Küste und das Hinterland zu erobern. Das Straßennetz ist ausgezeichnet. Wie auch immer man unterwegs ist: Es gibt eine Menge zu entdecken.

Puig Major 21

Zunächst fällt die große Fruchtbarkeit der Insel auf. Da ist die bunte Blütenpracht der Mandelbäume im Februar; in den prallen Orangen- und Zitronenplantagen (die guten Navel-Orangen kommen von hier) wird im Mai oder Juni geerntet: Da sind die Olivenhaine mit ihren uralten riesigen Bäumen, die schon die Römer auf die Insel gebracht haben. Und überall dazwischen drehen sich die mallorquinischen "Norias". Das sind Wasserschöpfräder mit gewaltigen, oft segeltuchbespannten Flügeln, die die Insel - strategisch fein durchdacht - mit Wasser versorgen und fruchtbar halten. Es gibt aber auch Getreide- und Ölmühlen; manche kann man besichtigen.

Jeden, der hier ist, zieht es einmal in das kleine Bergnest Valldemosa, wo der Musiker Frédéric Chopin 1863 seine Schwindsucht auskurieren wollte - in einem wunderschön gelegenen großen Kloster, das aber längst von den Mönchen verlassen war. Chopin komponierte hier viele seiner elegischen Klavierstücke, war aber ansonsten kein sehr beliebter Gast, denn er lebte dort "in Sünde" mit George Sand, der nicht weniger bekannten Schriftstellerin aus Frankreich. Obwohl sie in zwei nebeneinanderliegenden ehemaligen Mönchszellen wohnten, war dies einfach nicht schicklich - auch nicht, dass die weit ältere Geliebte von Chopin Zigarren rauchte.

Die feine Gesellschaft der Insel akzeptierte das Paar nicht. Und nachdem George Sand ihr Buch "Ein Winter auf Mallorca" beendet hatte, reisten beide wieder ab. Heute sind die Zellen des Liebespaares eine der Touristenattraktionen, obwohl man nur zwei Klaviere und ein paar handgeschriebene Briefe nebst einigen Notenbögen sehen kann. Weit interessanter sind die original erhaltene Klosterapotheke aus dem 17. Jahrhundert und die Räume des ehemaligen Priors.

Einen Tag sollte man sich Zeit nehmen für eine kleine Reise mit der Eisenbahn. Fünfmal täglich fährt der uralte "Rote Blitz" am Bahnhof der Hauptstadt Palma ab und befördert seine Gäste quer über die Insel nach Soller. Unterwegs gibt es immer wieder traumhafte Ausblicke, nebst einem Fotostop auf halber Fahrt. Nach einem knappen Stündchen ist man in der hübschen Altstadt von Soller mit ihren vornehmen Bürgerhäusern in den vielen schmalen Gassen, wo sich Einheimische und Touristen zum Einkaufen treffen. Vor der Pfarrkirche St. Bartolomé gibt es zahlreiche Cafés und Bistros. Wenn man davor sitzt, muss man die Zehen einziehen, so nahe fährt die alte Trambahn daran vorbei, die einen zum Hafen bringt. Der ist vier Kilometer von der Stadt entfernt und liegt hufeisenförmig, von Leuchttürmen und Kanonen flankiert, in einer kleinen Bucht.

Soller dient vielen Wanderern auf der Insel als Ausgangspunkt sowohl in den Norden als auch ins Landesinnere. Es gibt in jeder guten Buchhandlung ausgezeichnete Landkarten mit Routenbeschreibungen. Immer mehr Touristen entdecken auf diesen Wanderwegen die stillen Winkel der Insel, wo die wirklichen Schönheiten liegen, und bedauern diejenigen, die sich ausschließlich am Meer zwischen tausenden sonnenölglänzenden lauten Menschen grillen lassen.

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