Reisegeschichten - vorgestern wie übermorgen

von Annerose Lohberg-Goelz

Balearen    I II III


Das stille Mallorca

Mallorca

Bei keiner Ferieninsel sind die Meinungen so geteilt wie bei Mallorca. Unter anspruchsvollen Urlaubern traut man sich fast nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen, dass die Insel schön ist - einfach schön. Das Image der "Putzfraueninsel" hat sie glücklicherweise längst verloren. Und der schlechte Ruf der Trinkerecke "Ballermann 6" bessert sich auch, nachdem die Behörden dort eine Sperrstunde eingeführt haben.

Cova Marina des Pont 21

Schicki-Micki wie an der Cote d´Azur findet man hier nicht, auch nicht den falschen Disko-Glitz von Ibiza. Der Hochadel ist selten anwesend und wenn, sieht man ihn nicht. Also gibt es auch nirgendwo Schwellenangst, nicht einmal am Jachthafen der Hauptstadt Palma, wo erstaunlich viele teure Schiffe vor sich hindümpeln.

Von allen Baleareninseln ist Mallorca die größte - 100 Kilometer lang und 75 Kilometer breit. Wie bei den meisten Inseln reicht auch ihre Geschichte bis weit ins vorchristliche Zeitalter zurück. Schon 3000 Jahre v.Chr. lebten hier Menschen und schufen Bauwerke, die man Taulas, Navetas und Talayots nennt - Gewaltiges aus Stein und Holz, das noch heute manches Rätsel aufgibt. In späteren Zeiten erlebte die Insel Vandalen, Spanier, Römer, Araber, sie gehörte zu Sizilien und zum Oströmischen Reich. Und immer wieder zu Spanien. Dazwischen lagen kurze Abschnitte mallorquinischer Selbständigkeit. Übrig blieb bis heute der Stolz der durcheinandergeschüttelten Einheimischen und ihre eigene Sprache. Regiert wird Mallorca freilich vom spanischen Festland aus, aber man hat sich viel Eigenständigkeit bewahrt.

Obwohl Mallorca mit seinen 3684 Quadratkilometern nicht gerade riesengroß ist, weist es doch die verschiedensten Landschaftsformen auf. Der höchste Berg im Gebirgszug Sierra Tramuntana, der Puig Mayor im Nordwesten ist fast 1500 Meter hoch. Es gibt Schluchten und Höhlen - die beiden bekanntesten liegen bei Porto Christo an der Ostküste: Cuevas del Drach und Cuevas dels Hams. In ihr findet man den möglicherweise größten unterirdischen See der Welt, wo zuweilen sogar Konzerte stattfinden. Die Musiker mit ihren Instrumenten sitzen dabei in farbig angestrahlten Booten - der Kunstgenuß zwischen Tropfsteinen und Modergeruch ist für manche eher beklemmend, für andere attraktives Spektakel.

Es liegt auf der Hand, dass die Balearen heute vor allem deswegen so beliebt sind, weil man das ganze Jahr über dorthinfliegen und Traumferien mit Sonnengarantie erleben kann. Mallorca hat über fünf Millionen Touristen im Jahr, allein aus Deutschland kommen fast zweieinhalb Millionen. Einige tausend besitzen Häuser, leben und arbeiten hier - nicht immer zur Freude der Einheimischen, aber man hat sich arrangiert. Man muss viel Geld mitbringen, um sich hier niederzulassen - das alltägliche Leben aber ist preiswert. Deshalb kam beispielsweise der Ferienflieger LTU auf die Idee, einen Shuttle-Service von allen deutschen Flughäfen nach Palma de Mallorca einzurichten.

Aber natürlich fliegen auch viele andere Chartergesellschaften hin. Der Marmorflughafen ganz nahe bei Palma ist so perfekt durchorganisiert wie ein Bienenstock. Die Abfertigung funktioniert reibungslos. Pass oder Ausweis muss man weder beim Abflug noch bei der Ankunft vorweisen - Mallorca ist in der Tat fast das 17. deutsche Bundesland. Auch die allgegenwärtigen Baustellen und Kräne in den Außenbezirken der Hauptstadt Palma erinnern an unsere Städte. Aber sobald man sein in aller Regel äußerst komfortables Hotelzimmer bezogen hat, können unbeschwerte Ferien beginnen.

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